Ursprünge der von Oppersdorff

Das Meissner-Geschlecht von Rolle

Nach dem Genealogischen Handbuch des Adels (1991) wird die Herkunft der Familie vom meissnischen Uradelsgeschlecht der von Rolle abgeleitet. Das Geschlecht erscheint mit Thidericus miles dictus Rolle (der Ritter Dietrich, genannt Rolle) in einer am 19. Mai 1272 datierten Urkunde.
     In Schlesien traten die Oppersdorff erstmals 1321 und 1325 mit Rullo, auch Henko Rullonis, urkundlich auf. Henko war Edelknecht von Albrecht dem Jüngeren, Herzog von Oppeln (aus dem Stamm der Schlesischen Piasten).

     Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Henricus de Oprechtsdorf, der ab 1363 in Urkunden genannt wird. Der Name Rolle erscheint noch 1445 auf dem Grabstein des Hans Rolle von Ulprichsdorf (*1388) und 1449 bzw. 1467 bei seinem Sohn Heinrich (*1442; †1513).

Die Ebersdorf-Theorie
Schon 1542 entstand aus Gesprächen zwischen dem Begründer der Oppersdorffschen Chronik, Johannes «Hans»von Oppersdorff und dem Feldmarschall Reimprecht von Ebersdorf die Theorie, dass sich das Geschlecht der Oppersdorff von jenem der  Ebersdorf  in

Niederösterreich und den 1519 ausgestorbenen Grafen von Thierstein aus der Region Basel-Solothurn herleiten sollen – eine denkbare Hypothese, denn beide Geschlechter unterstanden damals dem habsburgischen Reich. So liesse sich erklären, dass Rudolf I. von Habsburg den Ritter Thidericus für seine Unterstützung in der erfolgreichen Schlacht von 1278 gegen den böhmischen Rivalen Ottokar II. mit dem Schloss Ebersdorf belohnte.
     Diese zweite Herkunftslinie konnte jedoch nie stichhaltig nachgewiesen werden, und mit ihr auch nicht die Ansiedlung der Oppersdorff in Schlesien. Es ist wahrscheinlicher, dass Rudolf I. dem militärisch und strategisch brillanten Thidericus im nach der Schlacht einverleibten Schlesien eine führende Stellung anbot. Obige Illustration zeigt die Sieger Rudolf I.  und Ladislaus IV. über dem toten Ottokar II. am 26. August 1278 auf dem Marchfeld.

 

Die Habsburg-Treue

Auf jeden Fall blieben Aufstieg und Blüte der Familie Oppersdorff seither eng mit dem Schicksal der Habsburger Monarchie verbunden, bis die Preussen 1742 Schlesien vereinnahmten.


Freiherren von Oberglogau und Častolowitz

Militärische Wurzeln

Hans Rolle von Ulprichsdorf (*1388; †1445) heiratete Anna Posadowsky von Postelwitz. Mit der Ehe kam das Gut Haidau bei Striegau in Familienbesitz, welches Anna über ihre Mutter Helene von Dyhm geerbt hatte. Ihr Enkel Friedrich von Oppersdorff (*1471; †1544), Sohn des Heinrich von Upprichtsdorf (*1442; †1513) und der Margarete Broschnitz von Praus, war Hauptmann von Brieg-Ohlau und wurde auch der Schwarze Reiter genannt. Er heiratete 1512 Barbara Strzela von Othmuth.

 

Freiherrenstand und Erwerb Oberglogaus

Johann «Hans», Wilhelm I. und Georg I., die drei Söhne aus dieser Ehe, erhielten vom Habsburgischen Kaiser 1552 den niederösterreichischen Herrenstand und zwei Jahre später den

erbländisch-österreichischen Freiherrenstand.

    «Hans», der sich in denTürkenkriegen ausgezeichnet hatte, erhielt von der Habsburgmonarchie für seine Verdienste die böhmischen Herrschaften Aich und Friedstein als Lehen. 1557 wurde der militärisch begabte Freiherr Landeshauptmann des böhmischen Erbherzogtums Oppeln. 1562 konnte er schliesslich die Herrschaft Oberglogau und 1563 die Herrschaft Cosel erwerben.

 

 

Familiensitz

Hier begann die ununterbrochene, fast 400 Jahre währende Verbundenheit der Familie Oppersdorff mit Oberglogau. Als «Hans» 1584 ohne Nachkommen starb, ging der Besitz an seinen Bruder Georg I. (*1516; †1577) kann nicht stimmen, Georg starb früher als Hans!, der bereits Polnisch-Neukirch besass. Er war zudem Landeshauptmann des Fürstentums Neisse. Aus seiner Heirat mit Hedwig von Kalckreuth hinterliess das Paar die Söhne Friedrich II. und Georg II.

 

Schlossherren von Častolowitz
Schon 1577 hatten die Brüder Johannes, Wilhelm und Georg die Burg Častolowitz in Böhmen erworben. Georgs Sohn Friedrich (*1547; †1615)

war kaiserlicher Rat und baute Častolowitz als Renaissance-Schloss vollständig neu. Zudem blieb er Herr auf Polnisch-Neukirch und Tynischt. 1601 erhielt er auch die böhmische Anerkennung des Freiherrenstandes. Er war dreimal verheiratet: in erster Ehe mit Katharina von Pückler, in zweiter mit Magdalene Burggräfin von Dohna und in dritter Ehe mit Katharina Freiin Popel von Lobkowitz.

 


Die Grafen der böhmischen Linie

Im Dienste der Habsburger

Sein Nachfolger und Erbe wurde Johann Otto (*1584; †1647), der Sohn aus zweiter Ehe. Dessen Enkel Johann Eusebius Rudolf (*1670), Sohn des kaiserlichen Rates und Kämmerers Johann Wenzel Ignaz (*1637; †1676) und dessen Frau Anna Elenore Freiin von Kolowrat-Krakowský, wurde 1626 in den Grafenstand erhoben??? (Georg III:???). Er war Mitherr auf Častolowitz, auf Milhositz, Czernotitz und Benkowitz, sowie kaiserlicher Kämmerer, Obrist und Oberststabelmeister. Aus seiner Ehe mit Helene Elenore Freiin von Krawar und Tworkau ging Sohn Johann Franz Wenzel (*1694; †1772) hervor.

 

Die böhmische Linie
Nach dem Erlöschen der schlesischen Oppersdorff-Linie 1714 und der mährischen Linie gingen alle Besitztümer 1781 an die böhmische Linie.
     Wenzels Nachkomme aus erster Ehe mit Anna Maria Elenore Gräfin von Clary-Sparbersbach hiess Johann Wenzel Franz (*1724; †1785). Er wurde k.k. Rat und Kämmerer und wirkte bis zu seinem Tod als Majoratsherr auf Oberglogau, das ihm Mangels Nachkommen aus der mährischen Linie 1781 zugefallen war.

Fortsetzung folgt